„One more Chance“ (Leseprobe)

One more Chance

Leseprobe zu „One more Chance“ von Emma Smith

Ich musste mich auspowern. Mein Körper verlangte es. Nachdem ich bei Elly war und sie mir klar gesagt hatte, dass ich verschwinden sollte, bin ich trainieren gegangen.
»Hundert«, zählte ich laut mit, während Max mich nachdenklich musterte.
Ich lag auf der Matte und zog einen Sit-up nach dem anderen durch.
»Damit ich das richtig verstehe, du hast ihr die ganze Wahrheit gesagt. Und nicht nur die Hälfte, nein, du hast ihr die ganze fucking Story erzählt?«
Max sah mich ungläubig an, während ich das Programm weiter durchzog. Ich war bereits schweißnass. Fuck. Tat das gut.
»Du wolltest, dass ich reinen Tisch mache«, atmete ich aus.
»Ja, vorher. Du hattest verdammt viele Möglichkeiten ihr zu erzählen, dass der Kampf zwischen dir und Ryan alles andere als ein Zuckerschlecken wird. Wieso verdammt noch mal sagst du es ihr jetzt, nachdem sie fast ihre kleine Schwester verloren hat? Das geht nicht in meinen Schädel.«
Max kniff sich beunruhigt auf den Nasenrücken. Das mit Andie machte ihm immer noch zu schaffen.
»Wundert es dich wirklich, wie sie reagiert hat? Am Ende heißt es, Er oder du!«
»Er», brummte ich und zog die letzten Sit-ups durch.
»Du weißt, dass ich an dich glaube, Alter. Aber das wird nicht nur einfach ein Kampf. Da geht es um alles.«
Ich setzte mich auf.
»Meinst du, ich weiß das nicht?«, antwortete ich ihm angepisst.
Er hatte doch keine Ahnung. Gut, eigentlich wusste er alles. Er kannte Ryan und ihm war klar, dass ich keine Wahl hatte. Wieso also musste er jetzt wieder die Moralkeule schwingen?
Beschwichtigend hielt Max die Hände hoch.
»Sorry. Ich wollte ja nur …«
»Fuck, ich weiß, was du mir sagen willst. Aber was hätte ich denn tun sollen? Sie wäre in zwei Wochen unwissend da aufgetaucht. Elly hatte von nichts eine Ahnung. Sie hat sich mir aber geöffnet, Max. Es musste gesagt werden. Das war ich ihr schuldig. Sie gehört zu mir …«
Dann stand ich auf, um nach dem Handtuch zu greifen. Damit ging ich mir über mein schweißnasses Gesicht. Ich war schon zu durcheinander, um vernünftige Sätze zu sprechen.
»Sie soll am Ring stehen und ich will sie ansehen, wenn ich …«
Ich schloss kurz die Augen, um mich zu sammeln. Verdammte Scheiße. Ich schaff den ganzen Scheiß nicht ohne Sie. Ich dachte, ich könnte es. Aber das war einfach pures Wunschdenken gewesen.
»Du willst sie dabei haben«, stellte Max fest und brachte es damit auf den Punkt.
Unsere Blicke trafen sich in den vielen Spiegeln vor uns. Max mag manchmal echt daneben sein, aber in letzter Zeit fand er immer wieder die passenden Worte. Das machte mir schon ein bisschen Angst.
»Elly hat mir klargemacht, dass sie das nicht kann. Ich verstehe das. Sie hat alle verloren, die ihr etwas bedeuteten. Wie soll ich das dann wirklich von ihr verlangen können?«
»Wie könntest du nicht?», stellte er plötzlich die Frage in den Raum.
Ich hielt in meiner Bewegung inne. »Wie lange kennen wir uns jetzt? Vier Jahre?«
Beiläufig nickte ich, während ich mir mit dem Handtuch durch meine schweißnassen Haare fuhr.
»In den vier Jahren war dir kein Mädchen wichtig genug. Bis Elly kam. Du hast dir plötzlich den Arsch aufgerissen und ich hab dir angesehen, dass du genau auf so ein Mädel gewartet hast. Klar, dass du sie am Ring stehen haben willst. Wäre ich du …«
»Hör auf mit dem Scheiß, du bist aber nicht ich!«
Max Grinsen überschattete gerade wieder mal alles.
»Du hast Glück, dass sie dich gewählt hat, mein Freund.«
Ich ließ es unkommentiert. Das war auch ein Thema, das zwischen uns einfach nicht mehr aufkam. Mir war nicht von Anfang an klar, wieso Max so ein offensichtliches Interesse an Elly zeigte. Nicht falsch verstehen. Mangel an schönen Frauen hatten wir zwei nie. Wir nahmen uns, was wir wollten, ohne darüber nachzudenken, was wir vielleicht wirklich brauchten.
Als ich Elly damals im Flur traf, wusste ich, dass sie anders war. Dass etwas in ihr steckte, dass sie so in ihrem Wesen verändert hatte, das mich wie magisch anzog.
Erst war da nur Interesse sie zu knacken. Ihren Code, die harte Schale wirklich zum Einreißen zu bewegen. Aber dann veränderte sich mein Bedürfnis. Ich wollte derjenige sein, der sie und ihre Schale beschützt.
Susan und die Sache mit Ryan standen mir dazwischen. Ich entledigte mich Susan, stellte klar, dass unser Deal hinfällig war, und wollte nur noch eines: Elly.
Max hatte es sofort kapiert. Vermutlich noch vor mir selbst. Seine Anmachsprüche, die Blicke und zuletzt der Kuss, brachten das Fass zum überlaufen. Mir wurde klar, dass nicht mal mein bester Freund sie anfassen durfte. Und auch Max wusste das. Deswegen zog er diese ganze »SiehgenauhindennsonstistEllybaldbeieinemanderenMannglücklich-Show», ab.
Doch jetzt war alles anders. Ich wollte, dass sie die ganze Wahrheit kannte.
Elly hatte sich mir geöffnet. Sie hatte mir gezeigt, dass sie fähig war, neu anzufangen mit mir.
»Lass ihr einfach Zeit, Mann. Es war ein bisschen viel los in den letzten Tagen.«
Max schlug mir unterstützend auf die Schulter.
»Am liebsten will ich zu ihr und …«
Ich schloss meine Augen, um noch einmal tief durchzuatmen.
»Sie hat dir aber auch den Kopf vernebelt.«
Max schüttelte schmunzelnd den Kopf. »Du lässt sie in Ruhe. Lass sie darüber nachdenken.«
»Seit wann bist du hier der Vernünftigere von uns beiden?«
Ich musste das einfach fragen. Max sah mich an und da war er wieder: Mein alter Freund. Ich dachte schon, er wäre ausgewandert.
»Pass auf, wir machen das so. Die nächsten zwei Wochen konzentrierst du dich nur aufs Training. Keine Elly, kein Drama. Und ich verspreche dir, sie wird dabei sein.«
Max sah mich herausfordernd an.
Mir war klar, dass er darauf wartete, dass ich Zweifel über seine Worte hatte. Aber das wollte ich nicht tun.
»Hol den Coach her«, war meine Antwort darauf.
Max nickte mit einem großen Grinsen im Gesicht. Wenn ich jemanden vertraute, dann war es Max. Wenn er sagte, dass er mein Mädchen zurückbrachte, dann glaubte ich ihm das auch. Ich hoffte nur, er würde nichts Unbedachtes tun. Und das war bei Max fast schon wieder unmöglich.

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Wir und Emma Smith hoffen euch hat der kleine Einblick gefallen. Bald schon könnt ihr die ganze Geschichte von „One more Chance“ lesen. Schaut auch gern in unser Interview mit Emm Smith rein.

Hier geht’s zum Interview…