„Addictive – Berauschende Begierde“ (Leseprobe)

Addictive»Ich weiß zwar nicht, woher sie den aktuellen Freund meiner Bekannten kennen, aber da wissen Sie scheinbar mehr als ich.« Prompt verschluckte ich mich und prustete beinahe meinen Drink über den Tisch, als ich die Stimme des attraktiven Mannes erkannte, der mir eben noch auf die Brüste gestarrt hatte. Stella fiel vor Lachen fast vom Stuhl. Der Unbekannte stand mit zwei gefüllten Gläsern in der Hand neben mir und sah mich abwartend an.
»Es freut mich zu sehen, dass Sie trotz Tanjas tätlichem Angriff noch Spaß haben. Ich habe Ihnen und Ihrer Freundin als Entschuldigung Getränke mitgebracht. Der Barkeeper empfahl Gin Tonic, richtig?«
Ich nickte und brachte gerade so ein »Danke, sehr aufmerksam« heraus, bevor ich wieder husten musste. Stella lachte noch immer, was die Komik der Situation weiter vertiefte.
»Ich bin Aaron und hoffe, Sie übertragen den schlechten Eindruck, den meine Bekannte auf sie gemacht haben muss, nicht auf mich.«
Er legte den Kopf schief und sah uns forschend an. Weder Stella noch ich bekamen ein Wort heraus. Stella vor Lachen und ich weil ich von dem Anblick des Mannes eigenartig fasziniert war. Er wirkte nach außen hin sehr lässig in Jeans und Turnschuhen, die Lederjacke brachte jedoch einen Hauch Verwegenheit hinzu. Er stand immer noch da und blickte uns abwartend an, als ob er tatsächlich eine Antwort erwartete. Ich schüttelte nur den Kopf, da mir gerade keine eloquente Antwort einfiel.
»Es wäre nur fair, wenn Sie sich auch vorstellen, da Sie meinen Namen kennen. Außerdem habe ich Ihnen Drinks spendiert!« Jetzt schmunzelte er etwas – ich war weiterhin fasziniert von ihm.
»Meine schweigsame Freundin heißt Louisa, ich bin Stella und vielen Dank für den Gin!« Stella hatte als erste die Fähigkeit zu sprechen wieder gefunden.
»Guten Abend Louisa. Stella, ist sie wirklich stumm, oder nur von meinem Auftreten nachhaltig beeindruckt?«, fragte er an meine Freundin gewandt.
»Sie ist nicht in echt stumm, aber auch nicht leicht zu beeindrucken. Ich gehe davon aus, dass der Auftritt ihrer Bekannten eine dauerhafte psychische Störung verursacht hat!« Sie lachte wieder, was ich nur mit einem bösen Blick quittierte. Der Unbekannte, der plötzlich einen Namen hatte – und auch noch einen, der wirklich gut zu ihm passte, machte keine Anstalten irgendwas an der Situation zu erklären. Er wandte sich mit einem Schulterzucken um und ging zurück zur Bar.
»Ach du Scheiße, was war das denn?«, fragte Stella. Ich funkelte sie an.
»Ich weiß es nicht, aber hast du mich vorsätzlich als debil hingestellt? Er denkt bestimmt, ich bin verrückt oder so!«, antwortete ich etwas lauter als beabsichtigt.
»Ach Quatsch, ich hatte nur gehofft, dass du mal irgendwas dazu sagst, um dich zu verteidigen.«
»Jetzt geht er sicherlich zu seiner Bekannten und macht sich lustig über mich«, jammerte ich, wobei ich das Verhältnis von Aaron und Tanja absichtlich betonte. Ich legte meine Stirn auf den Tisch.
»Tanja ist nach Hause gefahren und ich werde ihr nicht folgen.«

Fuck! Das zweite Mal innerhalb kürzester Zeit hatte Aaron sich angeschlichen und stand neben mir, ohne dass ich ihn bemerkt hatte. Kurz sah ich zu ihm auf. Sein glühender Blick lag auf mir und fixierte mich. Die Situation war so abgrundtief peinlich! Ich vergrub das Gesicht in meinen Händen, damit er nicht sah, wie ich rot wurde.
»Setzen Sie sich doch, Aaron!« Stella, die Verräterin, lächelte ihn zuckersüß an, während ich tief durchatmete, und versuchte die Situation zu analysieren. Er hielt ein Bier in der Hand und setzte sich mir gegenüber. Und wieder betrachtete er mich, als würde er warten, dass ich das Wort ergriff. Ich fühlte mich von Minute zu Minute unsicherer, während Stella und Aaron Smalltalk hielten und er kaum den Blick von mir nahm.
Er lehnte sich zurück und fragte: »Louisa, was machen Sie denn beruflich?«
Schon wieder dieses Thema … Da führt wohl in keinem Gespräch ein Weg dran vorbei. »Ich mache gerade eine kreative Pause und überdenke meine Karrierepläne. Und vielen Dank für den Drink!«
Das kam jetzt doch kompetenter, als ich erwartet hatte.
»Oh! Sie spricht!«, erwiderte Aaron natürlich auch noch und zwinkerte mir zu. Ich hatte gehofft, ihm wäre nicht aufgefallen, dass ich mich nicht am Gespräch beteiligte.
»Ja, ich spreche und ich habe auch keine bleibenden Schäden von Tanjas Auftritt davongetragen. Es ist also nicht nötig, dass Sie sich dessen versichern, indem Sie an unserem Tisch sitzen.«
»Louisa, bitte verzeihen Sie, sollte ich Sie verärgert haben. Ich wollte mich nur bei Ihnen entschuldigen, aber aus irgendeinem Grund fand ich Sie interessant und würde gerne mehr über Sie erfahren. Ihre Freundin war so nett, mich an Ihren Tisch einzuladen, das hielt ich für ein gutes Zeichen.«

Stella hatte sich inzwischen davongestohlen – wohin auch immer. Ich war in diesem Moment nicht aufnahmefähig für das, was die Menschen um mich herum taten.
»Wie nett, dass Stella Sie einlädt und dann verschwindet. Sie scheint wohl an Ihrer Anwesenheit wenig interessiert, Aaron.«
»Mir geht es nicht um Stellas Interesse, sondern um Ihres, Louisa.«
»Wieso sollte Sie interessieren, wofür ich mich interessiere?«
»Das frage ich mich auch«, murmelte Aaron und trank einen Schluck von seinem Bier. Er verschränkte die Arme vor seiner Brust und lehnte sich zurück: »Erzählen Sie mir etwas über sich.« Sein Gesichtsausdruck schwankte zwischen selbstzufrieden und abwartend. Ich konnte nicht ausmachen, was er von mir hören wollte, ganz zu Schweigen davon, was ich ihm erzählen sollte.
»Ich erzähle sicherlich keinem Mann, den ich erst seit fünf Minuten kenne, etwas über mich!« Seine Miene wurde zu einem Pokerface. Das wahr wohl nicht die richtige Antwort gewesen.
»In Ordnung Louisa. Ich erkenne sehr gut, wenn ich an einem Punkt nicht weiterkomme. Ich mache Ihnen einen Vorschlag: Ich werde Ihnen meine Handy-Nummer aufschreiben. Wenn Sie sich darüber klar geworden sind, dass Sie mir etwas Persönliches von Ihnen preisgeben möchten, melden Sie sich bei mir und ich lade Sie auf einen Drink ein.«

Er zog einen Stift aus seiner Hosentasche und schrieb seine Nummer auf meine Serviette, trank sein Bier in einem Zug aus und ging – ohne sich umzublicken.